Henri Cartier-Bresson
Der Kompass im Auge
Im Kunsthaus Wien kann man noch bis 26. Februar in einer fantastischen Ausstellung Fotographien einer der berühmtesten Reportagefotographen – Henri Cartier Bresson – bewundern. Bilder aus der USA, Indien und der ehemaligen UDSSR lassen im Betrachter das Gefühl aufkommen, das Gesehene selbst mitzuerleben.
Für mich als begeisterter Hobbyfotograph war der Besuch dieser Ausstellung mehr als ein Pflichttermin. In einer Zeit, in der tolle Kameras mit einer immer höher werdenden Auflösung mehr bewundert werden als das gemachte Foto selbst, in der ohne Photoshop gar nichts mehr zu gehen scheint, haben die Bilder von Cartier-Bresson etwas sehr „Heilendes“ an sich.
Photographieren heißt für Cartier-Bresson Kopf, Auge und Herz auf eine Schusslänge zu bringen. Die einzigen Gestaltungsmittel die er verwendet (95% aller seiner Aufnahmen sind schwarz weiß) sind Geometrie im Bildaufbau – hier erweist sich seine Ausbildung in der Akademie für Malerei bei dem Kubisten André Lhote sehr prägend – sowie das Schärfespiel mit der Blende. Den Einsatz des Blitzes hat er immer abgelehnt.
Der Fotograph, Zeichner und Filmregisseur Cartier-Bresson (1908-2004) hat sich nie als Tourist als viel mehr als Beobachter des Landes zur Zeit seines Aufenthaltes gesehen. Er hat nicht Land mit Land, sondern Zeit in einem Land zu einer anderen Zeit im selben Land verglichen.
Nachdem ich selbst die USA schon mehrmals auch abseits bekannter Touristenpfade bereist und fotografiert habe, waren für mich der erste Teil der Ausstellung im dritten Stock das persönliche Highlight. Auf die Videoinstallation in diesem Bereich (vor dem Aufgang zum 4. Stock) möchte ich besonders hinweisen, da durch Betrachten dieser, das Werk und das Verständnis Cartier-Bressons über Fotographie am besten erfasst werden kann.
Im 4. Stock beeindrucken vor allem die Fotos, die Cartier-Bresson an den Tagen nach der Ermordung Mahatma Ghandis in Indien geschossen hat. Meine Empfehlung – hingehen und anschauen – Sie werden es nicht bereuen.
Alle weiteren Infos zur Ausstellung finden Sie unter dem Ausstellungslink des Kunsthaus Wien.
Bildquelle: © Henri Cartier-Bresson / Magnum Photos