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Das Klimtjahr 2012

Gustav Klimt - Der Kuss

„Der Zeit Ihre Kunst, der Kunst Ihre Freiheit.“ Ludwig Hevesi

Das Jahr 2012 bietet Wien nicht nur eine Chance auf die Arbeiten und das Wirken eines zweifelsohne großen Künstlers zurückzublicken, es bietet auch die Chance eine Epoche in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu rücken, einer Epoche in der Wien der Nabel der Welt war. Man muss sich vergegenwärtigen, Wien war zur  Zeit Klimts‘ mit zwei Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt der Welt. Alleine daran läßt sich der damalige Stellenwert der Donaumetropole ablesen…

Große Erwartungen – Der Zeichner

Bei den vielen Glanzlichtern die es zweifellos 2012 geben wird, fällt es schwer – die ein oder andere Exposition zu favorisieren…und dennoch, obschon es in diesem Jahr viele Themen-Ausstellungen geben wird, denen man gespannt entgegenblicken darf…außerordentlich freuen sollte man sich wohl schon auf die Zeichnungen aus der Sammlung der Albertina und des Wien Museums‘.

Dr. Alice Strobl (Ihres Zeichens eine der größten Autoritäten im Oeuvre Klimts, +2010) hätte wohl Ihre helle Freude an dieser wohl umfassendsten Werkschau „jemals“ gehabt. Sie war zeitlebens eine der Experten, die dem zeichnerischen Werk Klimts‘ eine besondere Bedeutung in seineem Schaffen zugesprochen hatte…und besieht man sich

Gustav Klimt - Romeo & Julia

Gustav Klimt - Romeo & Julia

nur einige wenige Skizzen und die meisterhafte Fertigung und Fähigkeiten dieses – nicht nur Malers – sondern eben auch Zeichners, so kommt man nicht umhin ins Schwärmen zu geraten und Ihre Meinung zu teilen – mag man nun Experte sein oder nicht -; ähnlich den Zeichnungen Schieles‘, schlagen Sie durch Ihren eigenen Duktus, durch Ihre Rhetorik und Ihre Ausdrucksstärke sofort in den Bann (es sind im übrigen heute mehr als 3000 Zeichnungen von Gustav Klimt erhalten).

Man denke hier exemplarisch an die Studie der toten Julia, die ebenfalls erhalten ist und die als Deckenbild des rechten Stiegenhauses des Wiener Burgtheaters verwirklicht wurde…nicht verwirklicht hingegen sind seine Entwürfe für die Aula der Universität, von denen heute nur mehr Skizzen erhalten sind. Für diese Arbeiten hatte er in Paris bei der Weltausstellung 1900 noch die Goldmedaille bekommen…zur damaligen Zeit war die Weltausstellung vergleichsweise so etwas wie das Fußballweltmeisterschaftsfinale, die Oscarverleihung und die Nobelpreisverleihung gleichzeitig…um so mehr nimmt es

Gustav Klimt - Hygeia (Die Göttin der Gesundheit)

Gustav Klimt - Hygeia (Die Göttin der Gesundheit)

wunder, dass Sie nicht nur nicht zur Verwirklichung kamen, sondern, ob ihrer Freizügigkeit und Provokanz zu einem lediglichen Kunst-Skandal in der Metropole Wien führten!

Seine Zeit – geprägt von Veränderungen

Das „Fin de siecle“ brachte aber nicht nur neue Kunst, neue Technik, neue Philosophien und neue Politik hervor, nein, es war auch begleitet von großen gesellschaftlichen Veränderungen…so brachte es beispielsweise das Ende mächtiger europäischer Monarchien, unzählige technische Erfindung- und Neuerungen und nicht zuletzt erkämpften in vielen Ländern die Frauen nie dagewesene Freiheiten – wie das Wahlrecht…die Veränderungen waren so vielschichtig und bedeutsdam, dass es zu weit ginge auf diese weiter einzugehen…aber bekanntlich waren diese so gravierend, dass sie in die Wirren und das Dunkel des ersten Weltkrieges einmündeten…

Das Motiv – die Frau

Viele, und nicht zuletzt die Künstler, sahen nunmehr das Zeitalter der Frau gekommen und das, bis dahin scheinbar unumstößliche, Patriachat, drohte vom Matriachat abgelöst zu werden…diese so allegorisiert dargestellte Frauenfiguren als „Femme Fatal“ oder „Nuda Veritas“, dieses alles-verschlingende Weibliche war es auch das man – um wieder zurück zu Klimt zu kommen – auch in den Bildern Klimts sehen muss. Denn vor dem Hintergrund des Zeitgeschehens, wurde die Frau doch letztlich dämonisiert und zum Inbegriff männlicher Angst- und Wunschvorstellungen gleichzeitig…wie in einem Rausch vermengten sich Psycholgisches und Gesellschaftliches zu einem Spektakel

Gustav Klimt - Judith & Holofernes

Gustav Klimt - Judith & Holofernes

der Kunstproduktion…egal wohin man sich in der Kunst der Zeit hinwendete ob ins Fritz Langs Metropolis„, in der Oper „Die Frau ohne Schatten“ von Strauss oder aber in der Literatur zum Beispiel in E.T.A. Hoffmanns‚ „Der Sandmann“ oder aber auch in F.Nietzsches‘ sehr komprimiertem Aphorismus „Du gehst zum Weibe, vergiß die Peitsche nicht!“…überall die Frau als unheimliches, männerverschlingendes Wesen.

Bei aller Schönheit und Strahlkraft des klimtschen Oeuvres, darf man also nie den psychologischen und psychologisierenden Aspekt der Arbeiten Klimts außer Acht lassen…immer ist es auch etwas Dunkles, etwas Bedrohliches, etwas Unbekanntes, etwas Unterbewußtes, das sich in seinen Arbeiten wiederfindet, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei anderen Zeitgenossen seiner Zeit, so etwa Oskar Kokoschka (der nicht zu unrecht der Freud der Malerei genannt wurde)…aber dennoch hält Klimt dem Betrachter stets den Spiegel der eigenen Psyche vor, um eben nichts als die nackte Wahrheit abzubilden.

Das Wiener Atelier – Die Person

Viel darf man sich wohl auch von der Eröffnung seines letzten noch erhaltenen Ateliers…denn Klimt war kein großer Gesellschaftsmensch, er war ein Mensch der zurückgezogen lebte und arbeitete…und so kann man sich in diesem Jahr ein einzigartiges Bild davon machen,

Das Atelier

Das Atelier

wie Klimt einst lebte und arbeitete…in diesem Rahmen sollen unzählige Ausstellungskataloge im Zusamenspiel die Persönlichkeit Klimtsnäher beleuchten. An Hand von Briefwechseln und Postkarten wird man wohl einen ganz neuen Gustav Klimt kennen lernen können…nur so viel schon vorweg er dürfte wohl ein ziemlich launischer Charakter gewesen sein mit einem Hang zur Pedanterie…

 

 

Die Highlights

Hier also die Highlights des Klimt Jahres 2012 (so zusagen zum 150.Geburtstag Gustav) im Überblick:

Das obere Belvedere: Dauerausstellung (Der Kuß)

– Das untere Belvedere: Klimt & Hoffmann – Pioniere der Moderne: 25.Oktober 2011 – 04.März 2012

Das Leopoldmuseum: Gustav Klimt. Eine (Zeit)Reise: 24.Februar – 11.Juni 2012

Das Kunsthistorische Museum: Gustav Klimt im KHM: 14.Febraur – 6.Mai 2012

Die Albertina: Zeichnungen: 14.März – 10.Juni 2012

– Das österreichische Theatermuseum: Gegen Klimt. Die Nuda Veridas: 10.Mai – 29.Oktober 2012

Das Wien Museum: Klimt. Die Sammlung des Wien Museums: 16.Mai – 16.Septmeber 2012

– Das Künstlerhaus: Gustav Klimt und das Künstlerhaus: 6.Juli – 2.Septmeber 2012

Das Museum für Volkskunde: Objekte im Fokus. Die Textilmustersammlung Emilie Flöge: 25.Mai – 14.Oktober 2012

Das MAK: Werkzeichnung zum Stocletfries in Brüssel

und natürlich

– Die Secession und ihr einmaliges Beethovenfries

Die top-aktuellen Austellungsinformationen zum Klimtjahr finden sie auf dieser Seite.

Abschließend: 1918 – Die Tür zur Moderne

Das Jahr 1918 war nicht nur das Todesjahr Gustav Klimts‘, Egon Schieles‘, Kolo Mosers‘ und Otto Wagners‘, es war auch das Ende einer Epoche, einer Epoche die die Türe weit aufgestoßen hat für das Zeitalter der Moderne…

 

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