Souvenir, Souvenir …
Original Wiener Schneekugeln zeigen die Welt im Miniaturformat
Wussten Sie, dass die Schneekugel eine Wienerin ist? Und dass Sie sich mit einem verschneiten Stephansdom oder Riesenrad für ein richtig traditionelles Souvenir aus Wien entschieden haben? Eine große Auswahl gibt es, neben vielen Souvenirshops (Achtung auf die Import-Schneekugeln) direkt im Schneekugelmuseum der Manufaktur zu sehen und auch zu kaufen.
In der Wiener Schneekugelfabrik in einem der alten Vorstadthäuser von Hernals, einem der Außenbezirke der Stadt, werden rund 200.000 Stück Schneekugeln pro Jahr hergestellt und an Kunden in der ganzen Welt, insbesondere nach Amerika und Japan, verschickt. 10-15 Mitarbeiter werden saisonabhängig beschäftigt, jedes Motiv wird selbst gebastelt und händisch bemalt, nur die Glaskugeln werden zugekauft.
Wie alles begann
Eigentlich wollte Erwin Perzy I, ein Chirurgieinstrumentenmacher, vor mehr als 110 Jahren die Leuchtkraft der elektrischen Glühbirne für die Beleuchtung in Operationssälen verbessern. Er fügte dem Wasser in einer Schusterkugel Glas-Flitter zu, um mehr Reflexion zu erhalten. Das Experiment hat zwar nicht funktioniert ABER die Schneekugel war geboren.
Der Flitter, der ihn an Schneefall erinnerte, sank jedoch zu schnell ab, daher probierte er es mit Gries aus Mutters Küche, setzte eine Miniatur der Mariazeller Kirche in die Kugel und diese auf einen Sockel.
In weiterer Folge wurde der Gries durch gemahlenen Reis ersetzt. Heute ist die Schneemischung ein Betriebsgeheimnis, das erst an die nächste Generation weitergegeben wird, wenn diese den Betrieb übernimmt.
Die Figuren sind aus Kunststoff und als Wasser wird das Wiener Hochquellwasser aus der Leitung verwendet. Als Erwin Perzy seinen Firmensitz aus platzgründen „über die Donau“ verlegen wollte, testete er zuerst das Wasser und war überrascht, dass es dort nicht funktionierte. Der Schnee fiel anders.
Film: So schütteln Sie die Schneekugel richtig!
Der Ehrlichkeit halber muss erwähnt werden, dass die älteste historisch bekannte Schneekugel 1878 bei der Pariser Weltausstellung 1878 vorgestellt wurde. Ein Vorläufer davon ist schon im Jahr 1572 zu finden – eine Glaskugel gefüllt mit im Wasser schwimmenden Vögeln. Erwin Perzy erfand die Schneekugel jedoch gewissermaßen neu, ließ sie patentieren und das Unternehmen hat bis heute großen Erfolg damit.
Die Schneekugel wächst
In den zwanziger Jahren wurden Schneekugeln mit den Durchmessern 20, 40 und 60 mm produziert, danach wurde mit weiteren Größen experimentiert und im Jahr 1977 sogar bis auf 120 mm Durchmesser erweitert. Heute sind die beiden Bestseller 25 mm bzw. 80 mm groß.
Erst nach dem 2. Weltkrieg hat die Familie begonnen auch neben Kirchen auch andere Motive einzusetzen. Anfangs ein Weihnachtsbaum ein Weihnachtsmann und ein Schneemann als Startschuss für den Export in die USA.
Heute sind 350 Motive im Standardprogramm, insgesamt gibt es tausende und die Ideen gehen Erwin Perzy III sowie seiner Tochter Sabine nicht aus. Diese zeichnet auch verantwortlich für den Bestseller des Jahres 2013: Die Schneekugeln mit Schwedenbombe als Hommage an den in Konkurs gegangenen Hersteller, initiiert von einem Gründer der Gruppe „Rettet die Schwedenbombe“.
G’schichtln rund um die Kugel
Schon Kaiser Franz Joseph I hatte seine Freude an den Schneekugeln und ehrte den Unternehmer im Jahr 1908.
Eine Schneekugel mit einem Kaiserpinguin wurde regelrecht zum Kultobjekt. Für die Sendung „Wir sind Kaiser“ sollte ein Thron angefertigt werden auf dem der österreichische Kabarettist Robert Palfrader sitzt. Da sich das platztechnisch jedoch nicht ausgegangen wäre – der Kopf hätte nicht mehr in die Kugel gepasst – wurde der Vorschlag einen Kaiserpinguin zu verwenden angenommen. Und ja, die gibt es auch zu kaufen!
Von vielen Spezialaufträgen möchte ich ein paar Highlights erwähnen:
- Eine Anfertigung für Präsident Bill Clinton mit den original Konfetti seiner Inauguration und einem Sockel aus echtem Silber.
- Die Miniatur des Farmhauses der Reagan-Ranch für Ronald Reagan.
- Eine Sonderanfertigung für eine Scheidungsparty: Ein Totenkopf samt Ehering in der Schneekugel.
- Oder für eine Kampagne der MA48: Zigarettenstummeln und Hundstrümmerln.
Das Museum
Seit 2002 gibt es in der Schumanngasse 87, gleich bei der Manufaktur ein Schneekugelmuseum in der zwar nicht mehr die allererste Schneekugel zu besichtigen ist, denn diese ist längst verschollen, jedoch neben vieler anderer Kuriositäten, die Werkbank des Gründers und eine rund 90 Jahre alte Schneekugel.
Öffnungszeiten Museum und Verkauf:
MO-DO 9-15, jederzeit für einzelne Besucher
Gruppen von 10-30 Personen bitte vorreservieren