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Die fünf schönsten Kirchen Wiens – Teil2 – Die Karlskirche

Karlskirche

Die Karlskirche

Gemessen an den Maßstäben die die Kirche setzte, genügt es aus heutiger Sicht nicht diese Kirche in stilistischer Nüchternheit zu betrachten, man muss auch Ihre historische Bedeutung hervorheben und dazu einen kurzen Blick zurück in das 17.Jahrhundert machen…

Belagertes Wien

Belagertes Wien

Wir befinden uns also im Jahre 1683…und mitten in der 2.Türkenbelagerung Wiens‘…die erste war bereits ad acta gelegt worden und nur noch ein Fall für die Geschichtsbücher…Wien war also, als damalige Residenzstadt des römisch-deutschen Kaisers, nicht nur ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt Europas zwischen Donau und der Bernsteinstraße – wir befinden uns zeitlich im Hochbarock –, Wien war auch Hypozentrum der damaligen Welpolitik. Doch es wurde bedroht von einem mächtigen Agressor, den Türken. Wären Ihr nicht ausländische Verbündete zur Hilfe geeilt, wie beispielsweise und vor allem die Truppen König Jan Sobieskis‘ III., unter der Befehlsführung von Karl von Lothringen und natürlich nicht zu vergessen dem Einsatz von Prinz Eugen von Savoyen, so wäre die glorreich geschlagene Schlacht am Kahlenberg wohl anders verlaufen. (Den detailierten Schlachtverlauf, die Bündnisse und die Dimension dieses Konflikts sind in einem sehr guten Artikel auf wikipedia nachzulesen.)

Dieser punktuelle Konflikt mündete folglich in den großen Türkenkrieg (1683-1699) ein und nahm damit weltpolitische Dimensionen an…der Rest ist Geschichte…

 

Folgen – Enstehung

…die indirekten Folgen dieser Auseinandersetzung bekam Wien unter anderem in der verheerenden Pestepedemie von 1713 zu spüren. Zur Überwindung dieser Seuche legte Kaiser Karl VI. ein Gelöbnis ab; es beinhaltete das Versprechen eine Votivkirche errichten zu lassen. Diese sollte und durfte natürlich seinen Namen tragen…und genau dieser Begebenheit und diesem Versprechen verdanken wir heute das in Wien bedeutenste sakrale Bauwerk dieser Epoche, die Karlskirche.

Der Bau wurde 1716 begonnen und zwar von niemand geringerem als von Johannes Fischer von Erlach und im Jahre 1739 von seinem Sohn Joseph Emanuel, noch ein Jahr vor dem Tode des Kaisers, vollendet. Die neu errichtete Kirche wurde nach langer Überlegung (es fehlte schlichtweg der notwendige Platz innert der Stadtmauern) im damaligen Glacis (und mögen Sie es glauben oder nicht auch im heutigen alt-wiener Wortschatz wieder) erbaut, deren Stelle damals teilweise mit Weinreben bepflanzt war…und sie wurde schließlich dem Hl. Borromäus (Pestheiliger) geweiht…

Architektur

Fischer von Erlach war ein klassisch gebildeter Mensch und kam aus der Bildhauerei-Werkstätte seines Vaters‘ in der er ursprünglich lernte Skulpturen zu schaffen, bevor sich der Architektur zuwendete. Beeindruckt und beeinflußt durch seine Reisen unter anderem nach Rom, erschuf er unter anderem die Karlskirche…und es finden sich viele Eindrücke und Symbole aus einen Reisen in seiner verwendeten Rhetorik wieder. Die Kirche gleicht so wohl eher einer Skulptur, da Sie durch Ihre Beschaffenheit dem

Karlskirche - Säulen

Karlskirche - Säulen

Betrachter nahe legt diese aus immer wieder unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten…und Sie erweist sich hierbei der modernen Skulptur sehr nahe verwandt, weil jene genau diese Form der Interaktion forciert.

— Seiten-blick – Henry Moore

…vor der Kirche erstreckt sich seit 1978 ein Teich in dem eine Skulptur von Henry Moores‘ (im übrigen ein Geschenk des Künstlers und die einzige in Wien) ruht…die Korrelation ist wohl nicht gänzlich unbeabsichtigt…da das Denken beider Künstler vom selben Gedanken einer All-ansichtigkeit getragen wurde…und somit schlägt sich eine schöne Brücke vom Wien von „einst“ zum Wien von „jetzt“…so wie eben einst „Prinz Eugenius der edle Ritter eine Brücke nach Belgerad schlug“…wie es in einem alt-österreichischen Lied besungen wird…

Hill Arches - Henry Moore

Hill Arches - Henry Moore

Architektur – Fortsetzung

…aber zurück zur Karlskirche. Der griechische Tempelportikus erinnert an die hellenistischen Tempelanlagen der Akropolis…sie wurde in Ihrer Umsetzung maßgeblich vom Architekten Andrea Palladio beeinflusst (siehe Venedig) und entsprach so vollends dem damaligen Zeitgeist und Geschmack.

Die 33 Meter hohen Triumphsäulen links und rechts des Portikus‘ erinnern an die monumentale Trajanssäule Roms‘. Auf den Säulen der Karlskirche finden sich, bis zur Spitze kletternde Reliefs – in sogenannten Spiralenreliefs –, Szenen aus dem Leben des Hl. Borromäus. Inhaltlich abgeschlossen werden diese von zwei Glocken- oder Turmpavillions, die an Berninis‘ Türme des Petersdomes erinnern; obschon sich diese ins klassizistische Gesamtkonzept fügen, weisen sie dennoch byzantinische Prägung auf und stehen symbolisch für die Hoffnung.

So gelingt es dem Architekten unterschiedliche Einflüße und somit auch unterschiedliche Kulturen in einem Bauwerk zusammenzuführen: einerseits die kanonische Architektur Athens, andererseits die Einflüsse des byzantinischen Reichs und somit Konstantinopels und gleichzeitig verweist Fischer von Erlach auf die Renaissancebauwerke Roms (hier vor allem auf den Petersdom).

 

„vide cor meum“ („sieh!, mein Herz“) D. Alighieri oder „Das innere…“

…Oval wird überspannt von einer mächtigen 72 Meter hohen Kuppel, die gespickt ist mit allegorischen Deckenfresken und die selbst gekrönt wird vom Hochaltar, der

Hochaltar

Hochaltar

ebenfalls aus Entwürfen von Fischer von Erlachs‘ stammt. Beachten Sie dabei das beeindruckende Lichtspiel, dass erst durch die Lichtschächte im Gewölbe ermöglicht wird. An der Decke selbst finden sich unter anderem eine „Glorie des Hl. Borromäus“ oder auch eine „Danksagung der Hl. Cäcilia“ (Patronin des Orgelspiels und der Kirchenmusik). Das Altarbild zeigt uns den „Hl. Lukas die Gottesmutter malend“ (Jakob von Schuppen) oder aber in der Taufkapelle ein Altarbild von Daniel Gran „Christus und der römische Hauptmann“ und noch vieles vieles mehr…nicht grundlos zählt die Karlskirche zu einem der Wahrzeichen Wiens‘.

Neue Ansichten – Altes, neu erleben

Ein beeindruckender Panorama-Lift erlaubt es dem Besucher, gegen einen kleinen Obolus, bis unter die Decke der Kirche zu reisen und – auch wieder im Sinne moderner Kunstbetrachtung – so gewährt diese Reise dem Auge neue Ein- und Ausblicke und vergessen wir nicht letztlich sind Kirchen auch immer ein Ort der Meditation…

Auf der Homepage der Kirche können Sie sich als Besucher schon einmal vorab einen Eindruck davon machen, was Sie im Inneren tatsächlich alles erwartet

Und sollten Sie ein/e Liebhaber/in klassischer Musik sein, so sollten Sie unbedingt eines der Konzerte, die immer wieder in der Kirche stattfinden, besuchen…möglicher Weise entdecken Sie ja die Hl. Cäcilia über Ihnen beim Erklingen der Barock-Orgel. Und vielleicht bekommen Sie von Ihr die notwendige Essenz ein-bißchen-hiervons und davons ab, um sich von der großartigen Idee des Gesamtkunstwerkes, bei der wohl kaum etwas dem Zufall überlassen wurde, ein eigenes Bild vor Ihrem geistigen Auge zu er-schaffen…

 

Das verwendeten Bilder sind nicht urheberrechtlich geschützt; das Copyright für das Bild der Skulptur Henry Moors ist ersichtlich durch das anklicken desselbsen.

Teil3 – Die Wotruba Kirche



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