Körper als Protest
Neue Ausstellung in der Albertina
Derzeit kommt der Liebhaber der Fotografie als Kunst in Wien voll auf seine Rechnung. In der neuen Ausstellung Körper als Protest, die bis zum 2. Dezember laufen wird, präsentiert die Albertina acht Künstler zu dem Thema des menschlichen Körpers in der Fotografie.
Im Zentrum stehen die Bilder des Künstlers John Coplans aus den Beständen der Albertina. John Coplans wandte sich erst im Alter von 64 Jahren der Fotografie zu. In seinen großformatigen Aufnahmen erzeugt er mit präzisester Beleuchtung und mit unheimlicher Schärfe einerseits und der unkoventionellen Zerlegung andererseits ein sehr ungewohntes Bild für den Betrachter. Seine Werke, in denen er seinen eigenen Körper und dessen Verfall im Alter demonstriert, wenden sich ganz klar gegen die Idealisierung unseres Körpers à la Photoshop.
So beeindruckend seine Fotos sind, mir persönlich gefallen die Bilder von Miyako Ishiuchi, einer japanischen Künstlerin, besser. In ihren Aufnahmen von dem 87 Jahre alten Tänzer Kazuno Öno liegt der Augenmerk ebenfalls auf der Vergänglichkeit unseres Körpers, allerdings in einer doch erheblich feinfühligeren Art und Weise, als dies John Coplans praktiziert.
Das für mich allerdings beeindruckenste Foto, und als solches auch vom Aussteller positioniert, stammt von der Im Alter von nur 38 Jahren an einem Gehirntumor verstorbenen Ketty La Rocca. In einer Röntgenaufnahme ihres Schädels montierte sie anstelle des Tumors eine Aufnahme ihrer Faust.
Insgesamt 8 Künstler mit Werken zwischen 1967 und 2000 sind in dieser äußerst sehenswerten Ausstellung zu sehen. Und wer es noch vor dem 7. Oktober schafft die Albertina zu besuchen, kann einen Stock höher auch noch die Bilder von John Sternfeld bewundern. Siehe dazu meinen Blog vom 19. Juli 2012.