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Wiener Typen – Klischees und Wirklichkeit – Ausstellung im Wien Museum

Abseits der zahlreichen Sehenswürdigkeiten und der Wiener Küche verbindet man Wien wohl vorrangig mit der Kaiserzeit und mit den Alt-Wiener Klischees, zu denen auch die sogenannten „Wiener Typen“ zählen. Darunter versteht man beispielsweise die „Fiaker“, die „Wäschermädel“ oder die „Lavendelweiber“, um nur ein paar dieser Wiener Originale zu nennen.  Eine interessante Ausstellung zu diesem Thema kann man im Wien Museum am Karlsplatz besuchen – noch bis 6. Oktober 2013 werden alle „Wiener Typen“ vorgestellt, aber auch die eher ernüchternden Hintergründe aufgezeigt, die man oft aufgrund des verklärten Blicks auf die „gute alte Zeit“ nicht wahrnimmt.

Ausstellungsplakat "Wiener Typen" - Foto Wien Museum

Ursprung Straßenverkauf und Dienstleistung

Die Vorläufer des „Typen“ waren die „Kaufrufe“, die in vielen europäischen Metropolen ab dem 16. Jahrhundert populär waren und in Wien im 18. Jahrhundert aufkamen. Ihr Name bezieht sich auf die Rufe, mit denen Straßenhändler und Hausierer im Lärm der Stadt auf sich aufmerksam machten und ihre Waren anpriesen. „Lawendl, kafts an Lavendel!“ So tönte es durch die Straßen des alten Wien. Salamiverkäufer, Obstfrauen, Maronibrater, Scherenschleifer, Lumpensammler, Kesselflicker, Schusterbuben, Dienstmänner und viele mehr boten so Ihre Dienste und Produkte an.

Tipp: Nehmen Sie in die Ausstellung unbedingt einen Audio-Guide (an der Kassa des Museums erhältlich) mit – zahlreiche Kaufrufe können Sie sich „fast“ original anhören, ebenso wie Klassiker der Wien-Nostalgie wie zum Beispiel das „Fiakerlied“ oder das „Schusterbubenlied“!

Je stärker die echten Straßenfiguren im späten 19. Jahrhundert als Folge der Industrialisierung aus dem Stadtbild verschwanden, desto beliebter wurden sie als Objekte der Sehnsucht nach der „guten, alten Zeit“.

Der "Pülcher" . Foto Wien Museum

Wiener Typen aus dem Fotostudio

Ab den 1870er Jahren kam dann die Bezeichnung „Wiener Typen“ auf, ein Beispiel dafür ist Otto Schmidt, der die Figuren erstmals in Fotoserien präsentierte, zunächst im Atelier, später dann auch auf der Straße aufgenommen (und fallweise mit Kostümen ausgestattet). Künstliche Typen kamen hinzu: Neben dem „Pülcher“, dem Inbegriff des Nichtstuers und Kleinkriminellen, erfand man den „Gigerl“, einen geckenhaften Modenarren, oder die „Frau Sopherl vom Naschmarkt“ als Urbild der derben Marktfrau, deren „Maul wie ein Schwert“ war. Sie alle dominierten noch lange das Bild Wiens im 20. Jahrhundert, auch wenn sie kontinuierlich aus dem Stadtbild verschwanden. Nur mehr einige wenige wie der Fiaker, der Heurigenmusiker oder der grantige Herr Ober haben sich bis heute gehalten.

Verklärung und Wirklichkeit

Hans Moser als "Dienstmann" bei Filmaufnahmen in den 60ern im Hotel Stefanie

Der Blick auf die „Wiener Typen“ war verklärend, die schweren Arbeits- und Lebensbedingungen blieben ausgeblendet. In der Ausstellung sind die wichtigsten Bildserien aus der reichen Sammlung des Museums zu sehen – konfrontiert werden die Klischees mit der Realität von Migration, Kinderarbeit oder ethnischer Typisierung. Viele der oft verklärten Straßenmusiker beispielsweise, die den „Soundtrack“ zur angeblichen Wiener Gemütlichkeit lieferten, waren Bettelmusiker, darunter häufig Blinde und Invalide. Kinderarbeit war bis 1918 legal, wenn auch bereits 1774 die Unterrichtspflicht eingeführt wurde und man bestimmte Gesetze für Kinder-Erwerbsarbeit – vor allem in Fabriken – erlassen hatte. Knochenjobs gab es auch in der Gastronomie, wo 16-Stunden-Tage ohne Ruhetag nicht selten waren und Zahlkellner ausschließlich vom Trinkgeld und vom Zigarettenverkauf lebten.

Die Ausstellung spannt thematisch einen weiten Bogen – von den idealisierten und romantisierten Darstellungen des 18. Jahrhunderts bis zu heutigen Tourismus-Images, von vergessenen Berufen bis zur Sehnsucht nach Alt-Wien.

Ich selbst habe die Ausstellung besucht und war von der Bandbreite, der Aufarbeitung des Themas und den umfassenden Hintergrunddarlegungen sehr beeindruckt. Sehr gut fand ich auch, dass alle textlichen Informationen in der Ausstellung in Deutsch und Englisch angeführt sind, die akustische Begleitung mittels Audio-Guide ergänzt die vielen Bilder und Fotos perfekt.

Infos und Fakten:

Ausstellung und Öffnungszeiten:          
noch bis 6. Oktober 2013
Dienstag bis Sonntag und Feiertage, jeweils 10.00 – 18.00 Uhr

Eintritt:
Erwachsene € 8,00
Schüler und Jugendliche bis 19 Jahre – freier Eintritt
Ermäßigungen gibt es für SeniorInnen, StudentInnen etc.

Mehr Informationen finden Sie unter www.wienmuseum.at

Ausstellungsinformationen, Text-  und Bildquellen © Wien Museum Karlsplatz, www.wienmuseum.at

 

 



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