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Advent in Wien – einst und jetzt

Die stillste Zeit im Jahr?

Schon bald beginnt er wieder, der Advent, die stillste und besinnlichste Zeit im Jahr … so war es früher einmal, heute begegnet man teilweise schon im September den Schokokrampussen und Weihnachtslebkuchen, und spätestens Ende Oktober leuchten die Geschäfte mit Weihnachtsdekoration und –lichtern. Wir freuen uns noch immer auf das Weihnachtsfest, der Advent ist jedoch leider meist geprägt von Hektik und Einkaufsrummel. Still und besinnlich ist es nur noch selten.

Advent als Buß- und Fastenzeit

Ja, Sie lesen richtig. Bereits seit dem 5. Jahrhundert galt die Adventszeit nach christlichem Verständnis als Fasten- und Vorbereitungsfest auf das Fest der Geburt von Jesus Christus. Damit gingen innere Umkehr, Besinnung und Buße einher. Seit Papst Gregor I., auch der Große genannt, gilt der Advent als Vorbereitungszeit Weihnachten auch als Fest der Familie (und auch als Lieblingfest der Kinder).

Der Advent beginnt seit jeher am 1. Sonntag nach dem 26. November, dieser 1. Adventsonntag ist auch gleichzeitig der Beginn des Kirchenjahres. Während der Adventszeit tragen die Priester bei Gottesdiensten violette Messgewänder – Violett symbolisiert Umkehr und ist deshalb die Farbe der Advents- und Fastenzeit. Bei Messfeiern während des Advents wird außerdem das „Gloria“ weggelassen, ebenfalls als Zeichen der Besinnung. Die Messen an den vier Adventsonntagen in der Kirche sind wie folgt aufgebaut:

1. Adventsonntag: Texte sind geprägt von der Wiederkunft Christi.
2. und 3. Adventsonntag: Gestalt von Johannes dem Täufer steht im Mittelpunkt.
4. Adventsonntag – ist Maria, der Mutter Gottes, gewidmet.

Adventbräuche – einst und heute

Der Adventskalender

Was wäre der Advent ohne den Adventskalender. Ob gedruckt mit schönen Bildern, gefüllt mit Schokolade oder kleinen Spielsachen – er verkürzt die Wartezeit auf das Christkind.

Die eigentlichen Ursprünge lassen sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Der erste selbstgebastelte Adventskalender stammt vermutlich aus dem Jahr 1851. Da wurden entweder nach und nach 24 religiöse Bilder an die Wand gehängt oder auch nur 24 Kreidestriche aufgemalt, die täglich weggewischt wurden, oder es wurde täglich ein Strohhalm in die Krippe gelegt. Weihnachtsuhren oder Adventskerzen waren weitere frühe Varianten. 1902 veröffentlichte die Evangelische Buchhandlung in Hamburg den ersten gedruckten Kalender. 1903 brachte der Münchner Verleger Gerhard Lang einen Kalender mit dem Titel „Im Lande des Christkinds“ auf den Markt.  Er bestand aus einem Bogen mit 24 Bildern zum Ausschneiden und einem Bogen mit 24 Feldern zum Aufkleben. Lang stellte auch schon eine Art Schokoladen-Adventskalender her, das „Christkindleinshaus“ zum Füllen mit Schokolade. Nach 1920 verbreiteten sich schließlich Kalender, deren Fenster man öffnen konnte.

In der Zeit des Nationalsozialismus rückten die Vorweihnachtskalender, unter dem Hakenkreuz die Wintersonnenwende, statt der Christnacht in den Mittelpunkt.

Populär wurde der Adventskalender ab den 1950er Jahren, als er zum Massenartikel und dementsprechend preisgünstig wurde. Hinter dem größer gestalteten Fenster des 24. Dezember verbarg sich meist eine Krippenszene. Hinter der Schokolade war immer noch ein Bild mit einem Motiv aus der Weihnachtsgeschichte verborgen, das bewahrte den Bezug zur Weihnachtszeit. – Heute stecken hinter den 24 Türchen eines typischen gekauften Produkts neben den Bildchen oftmals Schokoladenstücke in verschiedenen „weihnachtlichen“ Formen oder Spielzeug.

Da Adventskalender mittlerweile weltweit vermarktet werden, müssen die Motive überall verstanden werden. Statt Maria und Josef finden sich so inzwischen auch Bären oder Bambis. Auch Adventkalender mit alkoholfreien Pralinen und islamischen Themen wurden verkauft. Adventskalender im Internet sind häufig eher auf eine erwachsene Zielgruppe ausgerichtet oder mit Tagesangeboten versehen. In zahlreichen Städten werden die Fassaden bestimmter Gebäude, oft von Rathäusern, zu großen Adventskalendern umfunktioniert. Ein berühmtes Beispiel dafür ist das Wiener Rathaus, vor dem der Wiener Christkindlmarkt stattfindet.

Der Adentskranz

Der Adventskranz hat eine relativ junge Tradition. Seit etwa 1860 wird der Adventskranz aus Tannengrün gefertigt und mit vier Kerzen bestückt. Diese klassische heutige Variante etnwickelte sich aus dem sog. Wichernschen Adventskranz mit 18 bzw. 24 einzelnen Kerzen, entstanden 1839. 1925 wurde erstmals ein Adventskranz in einer katholischen Kirche in Köln aufgehängt, 1930 folgte der erste Adventskranz in München.

In Österreich ist der Adventskranz seit den 1940er Jahren bekannt. In der katholischen Kirche haben Adventskränze drei violette und eine rosa Kerze, die für den 3. Adventsonntag bestimmt ist. Jeden Adventsonntag wird nun jeweils eine Kerze mehr entzündet. Wer mit seinen Lieben um den erleuchteten Adventskranz sitzt, spürt noch die Besinnlichkeit und das freudige Warten auf das Weihnachtsfest.

Die Hl. Barbara und Barbarazweige

Die heilige Barbara und ihre Barbarazweige sind heute fast nur noch in ländlichen Gebieten bekannt, und die Anzahl der Bedeutungen kommt den vielen Gebieten gleich. Der alten Tradition zufolge schneidet man am 4. Dezember, dem Barbaratag, einen Zweig von einem Kirschbaum und stellt ihn ins Wasser, in der Hoffnung, dass dieser am Weihnachtstag erblüht. Das Erblühen des Zweiges bringt allen Hausbewohnern Glück oder kündigt eine Hochzeit an. Das Weihnachtslied „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ geht auf diese Symbolik zurück.

Krampus & Nikolo

Untrennbar verbunden mit dem Advent sind auch „Krampus & Nikolo“. Im ländlichen Raum jagen teils heute noch am Abend des 5. Dezember die „Kramperln“ durch die Orte und rasseln mit ihren Ketten an den Türen. Freuen darf man sich dagegen auf den 6. Dezember, wo dann der Nikolo mit kleinen Geschenken seine Runden macht – immer vom Krampus begleitet, wenn jemand nicht so brav war. Seit dem 16. Jahrhundert schon sind die beiden Gesellen gemeinsam unterwegs, Krampus strafend, Nikolaus lobend. Das Wort „Krampus“ ist die wienerische Version für Teufel und kommt von „Krampen“ was so viel wie „Kralle“ bedeutet. Die Schreckensgestalt neben dem Nikolaus sollte die unartigen Kinder bestrafen. Heute tritt der Krampus – wohl auch aus pädagogischen Gründen – kaum mehr in Erscheinung, außer dem Kettenrasseln ist nicht mehr viel von ihm zu hören. Er ist zu einer Nebenfigur des Nikolaus geworden.

Adventzauber am Wiener Rathausplatz – Copyright wien.gv.at

Und vieles mehr …

Und was gehört unbedingt noch zum Advent? Für mich in jedem Fall das Backen der Weihnachtskekse, das gelegentliche Singen von Weihnachtsliedern, das Aussortieren und die eventuelle Anschaffung von neuem Christbaumschmuck, das Besorgen der Weihnachtsgeschenke und – nicht zu vergessen – der Besuch der verschiedenen Christkindl- und Weihnachtsmärkte in Wien, die übrigens auch schon auf eine lange Tradition zurückblicken können. Schon 1382 gab es den „Katharinenmarkt“, der am 25. Dezember begann und vier Wochen dauerte. Den Markt auf der Freyung gibt es seit 1772, ab 1823 übersiedelten die Weihnachtsstände auch auf den Platz Am Hof. Ab 1923 wechselten die Plätze noch öfter, bis im Jahr 1975 der Rathausplatz als Provisorium eingerichtet wurde – und bis heute als der größte Weihnachtsmarkt in Wien bestehen blieb. Ein Becher wärmender Punsch oder Glühwein und ein Stanitzel mit köstlichen Maroni muss dann auf jeden Fall sein. Heute findet man in Wien eine Vielzahl an Weihnachtsmärkten, und jeder ist ganz einfach zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmittel von den Schick Hotels zu erreichen.

Ich wünsche Ihnen schon jetzt einen schönen und besinnlichen Advent!

Bildquellen: © www.wien.info , www.wien.gv.at

 

 

 



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