In der Zeit sein
Die Geschichte der Wiener Würfeluhren – Teil 2
Mit der elektrischen Würfeluhr (Teil 1) schien das Problem der Wiener gelöst. Das Zeitproblem war aber natürlich ein grenzüberschreitendes. Während in Deutschland 1893 die MEZ eingeführt wurde, blieb man in Österreich bei der Prager Zeit – die Differenz: nur einige Minuten. 1910 kam die Anpassung an die MEZ und die Wiener Uhren wurden um 5 Minuten und 19 Sekunden zurückgestellt und Wien war endlich in der heutigen Zeit angekommen.
Die Wiener durften sich jedoch noch einige Zeit über die weiterhin verschieden läutenden Mittagsglocken der Kirchen und falsch gehende Uhren amüsieren, die „sich nicht genierten trotz MEZ weiterhin falsch zu gehen“. Ein Ansporn viele weitere elektrisch betriebene Würfeluhren aufzustellen.
Richtig oder falsch
Um zu erkennen, welche Uhren nun richtig gingen und welche nicht, wurde ein Mittagszeichen eingeführt, ausgesandt von der Universitätssternwarte an öffentliche Stellen, wie die Feuerwehrzentrale oder die Magistratischen Bezirksämter. Von diesen Uhren wusste man also, dass sie richtig gingen.
1911 wurde außerdem die „Urania-Zeit“ eingeführt. Die Sternwarte am Donaukanal war an eine Zentraluhranlage angeschlossen. Auf drei Arten wurde von hier aus die Zeit verkündet:
• eine Uhr an der Fassade
• eine telefonische Zeitansage – anfangs nur für Abonnenten
• den Mittagsschuss, abgefeuert von einer kleinen Kanone am Dach
Kunstobjekt Würfeluhr
Im Jahr 1948 wurden die im Krieg zerstörten Uhren wieder instand gesetzt und nach und nach über das Leitungsnetz der Wiener Feuerwehr zentralgesteuert. Ende des 20. Jahrhunderts gab es 78 Würfeluhren in Wien, welche ein Wahrzeichen der Stadt wurden und international Beachtung fanden. Die Form der Uhren wurde im Übrigen auch als Vorbild für die blauen U-Bahn Würfel zur Markierung der U-Bahnabgänge.
Anfang des 21. Jahrhunderts stand die Kostenfrage zur Erhaltung der Würfeluhren zur Diskussion. Viele erachteten die Ausgaben als unnötig und nur mit dem Sponsoring einer Versicherung ist es bis heute möglich den Fortbestand des mittlerweile zum Kunstobjekt gehandelten Wahrzeichens zu sichern.
Würfeluhren werden Sie in den Schick Hotels zwar nicht finden … aber wir haben dennoch die Zeit im Griff:
Und wie sieht das bei Ihnen aus? Haben Sie auch eine ganz spezielle Uhr?
Quelle: Peter Payer, Zeit-Zeugen, Zur Geschichte der Wiener-Würfeluhr, in: Normalzeit
http://www.wien.gv.at/kultur/archiv/geschichte/zeugnisse/wuerfeluhr.html
Wikipedia