Stars of David. Der Sound des 20. Jahrhunderts – Ausstellung im Jüdischen Museum Wien
Willkommen. Bienvenu. Welcome.
Dieses bekannte Lied aus dem Musical „Cabaret“ begrüßt die Besucher der aktuellen Ausstellung „Stars of David“ im Jüdischen Museum Wien in der Dorotheergasse. Und ich wage zu behaupten, dass bei dieser Schau jeder, der nur ein Fünkchen Interesse an der populären Musik der letzten 100 Jahre hat, tatsächlich willkommen und gut aufgehoben ist. Nicht trockene Theorie, sondern mitreißende Hörbeispiele, Konzertmitschnitte und Originalexponate begeistern und überraschen oftmals die Besucher.
Sound des 20. Jahrhunderts und Jüdisches Museum – wie passt das zusammen?
Dazu gibt es eine eindeutige Antwort: Perfekt.
Ein paar Beispiele: Wussten Sie, dass eines der weltweit berühmtesten Weihnachtslieder, nämlich „White Christmas“, von Irving Berlin, Sohn jüdischer Einwanderer aus Weißrussland komponiert wurde? Oder dass das jüdische Komponisten-Duo Leiber & Stoller mit vielen ihrer Songs auch nicht-jüdische Musiker wie z.B. Elvis Presley mit „Jailhouse Rock“ berühmt machten? Oder dass sich zahlreiche namhafte Künstler wie Barbra Streisand, Bob Dylan, Amy Winehouse oder Leonard Cohen, sowie Musikgruppen aus allen Genres wie Kiss, die Ramones oder die Beastie Boys zum Judentum bekennen?
Sie werden staunen, wie viele Hits, Musicals, Musikstücke aus Filmen, Komponisten, Texter und Musiker Ihnen bei der Ausstellung begegnen werden. Jüdische Musiker prägten das Musik-Business des 20. und 21. Jahrhundert und leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Unterhaltungskultur. „Stars of David“ thematisiert unterschiedliche Genres, porträtiert wesentliche Exponenten und geht zurück bis in die Zeit der k.u.k. Monarchie, wo die Wurzeln dieser (Musik-) Geschichte zu finden sind.
Vom Musical über die Filmmusik bis hin zu Jazz, Rock und Pop
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es einerseits eine getrennte, andererseits aber auch eine wechselseitige Beeinflussung der Unterhaltungsmusik in Amerika und Europa. Während in Wien und Paris Operetten und Revues immer beliebter wurden, setzten sich am Broadway vor allem die Vaudeville-Bühnen und das Musical, später auch Musicalfilme, durch. Es entstanden Meisterwerke wie „West Side Story“ (von Leonard Bernstein und Stephen Sondheim) oder „Singin in the rain“ (von Arthur Freed). Es gab aber auch den belebenden Austausch: Europäische Immigranten brachten ihre musikalischen Traditionen nach Amerika und die amerikanische Musik fand ihren Weg in die europäische Unterhaltungskultur. Durch die Emigration vieler jüdischer Künstler aus Europa in der Zeit des Nationalsozialismus verlagerte sich die Hochburg der Musik nach Amerika.
Daneben entstand eine lebendige Jazz-Szene, ein neues Zusammenspiel von schwarzen und weißen Musikern, die versuchten, aus ihrem tristen sozialen Umfeld auszubrechen. Die Rassentrennung wurde durchbrochen – erstmals standen schwarze und weiße Jazz-Musiker gemeinsam auf den Bühnen. Jazz-Musiker jüdischer Herkunft, wie Artie Shaw, Benny Goodman oder Stan Getz, waren die Stars der Szene.
Parallel dazu sorgte der Rock ‘n‘ Roll der 1950er Jahre für einen Generationenkonflikt. Und auch in diesem Genre waren jüdische Komponisten wie Carole King, Mort Shuman oder das Duo Leiber & Stoller richtungsweisend. Mit dem Glam-Rock der 1970er Jahre entstand ein Genre des Selbstbewusstseins, auch betreffend jüdischer Herkunft, beispielsweise von David Lee Roth, Van Halen-Frontmann.
Die 1960er Folk-Musik rückte Botschaften gegen Krieg, Rassismus und für sexuelle Befreiung und Gleichberechtigung in den Mittelpunkt (Stichwort Woodstock), gefolgt von der blumigen Pop-Musik und dem aggressiven protestierenden Punk der Sex Pistols (1970er). The Beastie Boys verwendeten Elemente des Punk, machten aber auch den Rap populär, der jüdischen Musikern die Gelegenheit gab, durch die sehr persönlichen Texte auf ihre Herkunft hinzuweisen.
Die Ausstellung beleuchtet auch die Entwicklung der Musik jüdischer Künstler nach 1945 in Österreich und Europa. So belebten Künstler wie Arik Brauer oder Les Sabres die jiddische Musiktradition Österreichs.
Zahlreiche Ausstellungsobjekte wie z.B. die Gitarre von Bob Dylan, die Chanukkia von Sammy Davis Jr. oder verschiedenste Bühnenoutfits mit jüdischen Einflüssen, eine beeindruckende „Hall of Fame“ mit unzähligen Oscar- und Grammy-Verleihungen, sowie umfassende Video- und Hörbeispiele komplettieren die empfehlenswerte Schau. Außerdem finden spezielle Events – passend zur Ausstellung – statt, die ebenfalls sehenswert sind.
TIPP:
Werfen Sie auch einen Blick auf die Ausstellung „Wege ins Vergnügen. Unterhaltung zwischen Prater und Stadt“. Die Schick Hotels Stefanie und City Central werden hier neben anderen Hotels und Theaterbühnen im Rahmen des 250. Jahre Prater-Jubiläums präsentiert.
Details und Informationen:
Stars of David. Der Sound des 20. Jahrhunderts
Jüdisches Museum Wien
Dorotheergasse 11, 1010 Wien
Noch bis 2. Oktober 2016
Sonntag bis Freitag jeweils von 10.00 – 18.00 Uhr
Normalpreis € 10,00
Ermäßigter Eintritt (Senioren, Ö1-Clubmitglieder, Wien Holding Mitarbeiter, uvm.) € 8,00
Jugendticket (Studierende bis 27 Jahre) € 5,00
Präsenz.- und Zivildiener Eintritt € 5,00
Für Kinder bis zum vollendeten 18. Lebensjahr ist der Eintritt frei!
Weitere Informationen unter www.jmw.at
Daten- und Bildquellen: © Jüdisches Museum Wien, Medienbüro des Jüdischen Museums Wien – Alfred Stalzer, Mediensprecher www.stalzerundpartner.com
Mit bestem Dank für die freundliche Unterstützung.