„Donau so blau“ – 150 Jahre Donauwalzer von Johann Strauss
Die heimliche Hymne Österreichs feiert Geburtstag
Können Sie sich eine Silvesterparty ohne den Donauwalzer um Mitternacht vorstellen? Oder das Neujahrskonzert? Oder einen der vielen Bälle in Wien und Österreich, oder auf der ganzen Welt? Ohne „Donau so blau …“ wäre der Fasching in Wien nicht komplett. Der „Hit“ von Johann Strauss (Sohn) feiert heute, am 15. Februar 2017 seinen 150. Geburtstag. Grund genug, den Ursprüngen auf den Grund zu gehen – und vielleicht zur Feier des Tages einen Walzer zu tanzen.
Entstehungsgeschichte
Johann Strauss war vom Wiener Männergesangverein eingeladen worden, bei einer sommerlichen Liedertafel im Juli 1865 in Hietzing mitzuwirken. Da seine Verpflichtungen am Hof des Zaren die Teilnahme nicht zuließen, versprach er für 1866 eine Komposition.
1866 wurde Strauss an sein offenes Versprechen erinnert. Man einigte sich, dass für die Liedertafel 1867, mit der der Männergesangverein seinen traditionellen Narrenabend ersetzte, ein Walzer entstehen sollte. Das 1865 gegebene Versprechen löste Strauss also mit dem Walzer „An der schönen blauen Donau“ ein. Er konzipierte zwei Fassungen – eine Orchesterfassung und eine Fassung für Männerchor und Klavier als Chorwalzer.
Ein Welterfolg wird geboren
Die Uraufführung fand am 15. Februar 1867 in einer – man höre und staune – Schwimmhalle statt, die als Ballsaal umfunktioniert wurde. Das „Dianabad“ im 2. Bezirk war damals ein modernes Schwimmbad. Einzigartig in Europa war die gedeckte Schwimmhalle, die im Winter zu einem Ballsaal umgebaut werden konnte. Und hier wurde der Walzer „An der schönen blauen Donau“ der Öffentlichkeit in der Chorfassung präsentiert.
Der Männergesangverein sang jedoch nicht: „Donau so blau, so schön und blau…“, sondern den Erst-Text, den Josef Weyl, Polizeikommissar, Vertreter des „Wiener Bänkel“-Genres und Vereinsdichter des Männergesangvereins geschrieben hatte. Dieser lautete:
„Wiener seid froh! – Oho, wie so?
No so blickt nur um! – Ich bitt warum?
Ein Schimmer des Lichts – Wir seh`n noch nichts.
Ei, Fasching ist da – Ah so, na ja! …“
Die Orchesterfassung des Walzers wurde kurze Zeit später, am 10. März 1867, als Opus 314 im Volksgarten veröffentlicht.
Erst 23 Jahre später schrieb Dr. Franz von Gerneth (Oberlandesgerichtsrat) folgenden Text:
„Donau, so blau, durch Tal und Au,
wogst ruhig du hin, dich grüßt unser Wien,
dein silbernes Band, knüpft Land an Land,
und fröhlich Herzen schlagen an deinem schönen Strand. …“
Entgegen anderslautenden Behauptungen fast aller Strauss-Biographien steht heute ohne Zweifel fest, dass der Donauwalzer von Anfang an umjubelt war. Das „Neue Fremdenblatt“ ließ am 17. Februar 1867 dazu verlauten: „Die Eröffnungsnummer der zweiten Abteilung war ein entschiedener Schlager“, womit der Begriff „Schlager“ erstmals belegt ist. Der Männergesangverein übergab Johann Strauss nach der Aufführung einen Golddukaten als „Ehrensold“.
Damals wie heute populär
Der Musikkritiker Eduard Hanslick bezeichnete den Donauwalzer 1874 als eine „Friedens-Marseillaise“. Zur Erstaufführung von Gernerths Text schrieb die Presse: „Es ist erfreulich, dass der schon längst auch außerhalb Österreichs und sogar jenseits des Ozeans populär gewordenen Hymne der Stadt Wien nunmehr endlich auch ein ihr würdiger Text unterlegt ist“.
Am 29. April 1945 wurde die Unabhängigkeit Österreichs proklamiert. Da es zu diesem hohen Anlass keine Nationalhymne gab, wurde vor dem Parlament der Donauwalzer angestimmt. Auch bei den ersten Spielen der österreichischen Fußballnationalmannschaft nach dem 2. Weltkrieg spielte man den Hit von Johann Strauss. Und auch heute gilt er neben dem „Radetzkymarsch“, dem moderneren „I am from Austria“ und einigen anderen Liedern als die heimliche Hymne Österreichs – zu der seit 150 Jahren die Paare im Walzertakt selig dahinschweben …
TIPP:
Ausstellung zum Jubiläum unter dem Titel:
„Donau, so blau. 150 Jahre An der schönen, blauen Donau von Johann Strauss“
Noch bis 12. Mai 2017
Montag bis Donnerstag, von 09.00 bis 18.30 Uhr
Freitag 09.00 bis 16.30 Uhr
in der Wienbibliothek im Wiener Rathaus, Ausstellungskabinett
Rathaus Wien, Eingang Felderstraße, Glaslift oder Paternoster, 1. Stock, 1010 Wien
Eintritt frei!
Details zur Ausstellung, Daten- und Bildquellen © Wienbibliothek im Rathaus
Mit bestem Dank für die freundliche Unterstützung!