Strudlhofstiege
Das Jugendstil-Baujuwel im 9. Bezirk
Ein „historisch, architektonisch und literarisch“ bedeutendes Bauwerk im Jugendstil wurde im November 1910 im 9. Wiener Gemeindebezirk eröffnet. Einer meiner vielen Lieblingsplätze in Wien, sehr gut mit einem Besuch im Sigmund Freud Haus (Museum), in der Nähe gelegen, zu kombinieren, ebenso nahe liegt das Palais Liechtenstein. Genießen Sie die Magie und Ausstrahlung dieses wenig bekannten, wunderbaren Baujuwels.
Ich bin gerne öfter und zu verschiedenen Jahres-, Tageszeiten und Wetterbedingungen vor Ort – und immer überrascht mich die unterschiedliche Wirkung dieses historischen Denkmals.
Ab dem 13. Jahrhundert versandete ein Arm der Donau, der sogenannte Salzgries Arm. In etwa der heutigen Strecke Heiligenstädter Straße – Liechtensteinstraße –entsprechend. Beim Salzgries floss der Donau Arm wieder in den Donaukanal. Als dieser Flussarm der Donau nur noch ganz wenig Wasser umfasste, entschloss man sich, diesen um 1750 zuzuschütten. Die Uferkante ist heute noch gut erkennbar, als Geländeabfall zwischen Nußdorfer- und Währingerstraße einerseits und der Liechtensteinstraße andererseits. Stiegen Anlagen, wie die „Strudlhofstiege“ wurden angelegt, um diesen Geländeabhang zu überwinden.
Die Strudlhofgasse, eine Seitengasse der Währingerstraße wurde nach dem Maler und Bildhauer Peter Strudl benannt, der auf einem Grundstück, welches sich am Ende eines Geländeabhangs befand, eine Malerschule – „Strudlhof“, errichtete. 1705 wurde diese zur kaiserlichen Akademie ernannt.
Das Stadtbauamt bekam den Auftrag den steilen Abhang zwischen der Strudlhofgasse und der Liechtensteinstraße zu verbinden. Entworfen wurde die Stiegen Anlage von Theodor Johann Jaeger, welche aus Kalkstein errichtet wurde. Behutsam renoviert wurde das Bauwerk 1962, 1984, 2008/09.
Drei Rampen und 58 Stufen überwinden einen ca. 11m hohen Geländeabfall.
Auffällig ist die Vermischung zwischen den steinernen und metallenen Geländer, sowie den mehrarmigen Laternen (Kandelaber) mit den klassischen milchigen Lichtkugeln, wobei bei der letzten Renovierung moderne angepasste Kopien (Hängelampen) angefertigt wurden.
Diese sind zwar sehr gelungen, mir persönlich haben aber die originalen Glaskugeln mehr gefallen. Die grüne Farbe erinnert an andere Jugendstil-Bauwerke Otto Wagners in Wien. Interessant ist der Fakt, dass die Originalfarbe ursprünglich blau war. Der untere Teil der Stiege besteht aus zwei auf verschiedenen Ebenen angelegten Brunnen, sowie leicht geschwungenen, seitengleich errichteten Stufenaufgängen.
Die Stiegen Anlage wird auch für Freiluftveranstaltungen gerne genutzt.
1951 erschien der Roman des österreichischen Schriftstellers Heimito von Doderer „Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre“ – ein bemerkenswertes Werk der österreichischen Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Einige Szenen rund um die Strudlhofstiege spielen im Buch eine große Rolle. Das Gedicht „Auf die Strudlhofstiege zu Wien“ ist seit der Renovierung 1962 auf einer Gedenktafel neben einem der Brunnen zu lesen und soll an Theodor Johann Jaeger, erinnern.
Anfahrt: Mit der U-Bahnlinie U2 bis zur Station Schottentor, danach den Aufgang Hohenstaufengasse. Die Autobuslinie 40A führt Sie 2 Stationen zum „Bauernfeldplatz“, dort wechseln Sie die Straßenseite, stadtauswärts, vorbei am „Lycee Francais de Vienne“ – der Französischen Schule Wien. Auf der linken Seite zweigt eine unscheinbare Gasse, die „Strudlhofgasse“, ab. Alternativ auch von der Börse oder dem Schottentor zu Fuß erreichbar.
Quellen: Stadtchronik Wien, Verlag Christian Brandstätter Wien – München,
www.wien.gv.at; https://de.wikipedia.org/wiki/Alsergrund