Die Geschichte des Hotel Stefanie – Teil 5
Die Leopoldstadt und das Hotel Stefanie als Schauplatz von Krieg und Frieden
Im Blogartikel „Die Geschichte des Hotel Stefanie –Teil 4“ habe ich Ihnen geschildert, wieso die Leopoldstadt ein Ort des Vergnügens und Feierns war. Es wurde jedoch nicht nur gefeiert. Leider herrschte durch die Jahrhunderte oft Leid und Krieg. Auch wenn ich persönlich lieber über die positiven Momente schreibe, ist dieses Thema Teil der Geschichte der Leopoldstadt und des ältesten Hotel Wiens.
Wien hält den Türkenbelagerungen stand
Schon zur Zeit der Türkenbelagerungen 1529 und 1683 war die Leopoldstadt ein bedeutender Kriegsschauplatz. Die Osmanen nutzen die strategisch günstigen Gelände vor den Toren der Stadt um von hier aus ihre Angriffe zu starten. Mit 400 Streit- und Proviantschiffen erreichte 1529 Süleyman I. der Prächtige, Wien und belagerte und verwüsteten, was von der Leopoldstadt übrig war. Denn zuvor hatten bereits Söldnertruppen des Kaisers die Vorstadt geplündert um „dem Feind keinen haltbaren Ort zu überlassen“.
Was hat die Schwedin Brigitta mit Wien zu tun?
Als gegen Ende des 30-jährigen Krieges 1645 die Schweden Wien bedrohten blieb die Vorstadt von schlimmeren Schäden verschont. Aufgrund dessen ließ Kaiser Ferdinand III. an der Stelle des Kampfgeschehens eine Kapelle zu Ehren der heiligen Brigitta von Schweden errichten – einer Mystikerin des Mittelalters, die als Friedensvermittlerin zwischen Päpsten und Adeligen fungierte.
Sie ahnen bereits den Zusammenhang? Richtig, zu Ehren dieser Heiligen wurde das frühere Kampfgebiet „Brigitten-Au“ genannt. Erst im Jahr 1900 trennte man den Landstrich von der Leopoldstadt und gründete den 20. Wiener Bezirk, heute als „Brigittenau“ bekannt. Die heilige Brigitta fungiert seit 1999 auch als Patronin Europas.
Das älteste Krankenhaus Wiens
Neben der Brigitta-Kapella wurde schon 40 Jahre zuvor eine weitere „Friedensinitiative“ gegründet. 1614 siedelten sich die Barmherzigen Brüder in einem Kloster mit Hospital an der Taborstraße an, um hier „Kranke und Notleidende – und zwar ohne Ansehen der Personen oder ihres Einkommens“ zu behandeln. Bis heute steht das älteste Krankenhaus Wiens in unmittelbarer Nachbarschaft des ältesten Hotel Wiens.
Schwere Zeiten für das Hotel Stefanie
Die beiden Weltkriege führen uns bereits in die Geschichte der Hotelier-Familie Schick – dazu aber mehr in einem anderen Blogartikel. Die Urgroßmutter des heutigen Eigentümers führte das Hotel Stefanie wohlbehalten durch den Ersten Weltkrieg, während ihre Tochter mit den Wirrnissen des Zweiten Weltkrieges zurechtkommen musste. Sie war es, die das Hotel verbarrikadieren musste, als im April 1945 bei der „Schlacht um Wien“ sowjetische Truppen in Wien einmarschierten und sich mit der deutschen Wehrmacht blutige Straßenkämpfe um jedes Haus in der strategisch wichtigen Gegend lieferte.
Später musste das Haus als Quartier für russische Offiziere geöffnet werden.
Trotz der unruhigen Zeiten inkl. Börsenkrach 1929 fand – auf niedrigem Niveau – immer Tourismus statt.
Das Hotel Stefanie hat schon viel erlebt und viel mitgemacht und wirkt bis heute als Angelpunkt der Versöhnung und Völkerverständigung. Hier treffen Ost und West aufeinander, sprechen Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Kulturen miteinander. Soziale Verantwortung sowie ökologische Nachhaltigkeit gehören zur Unternehmensphilosophie.
Wenn Sie mehr zur Geschichte des Hotel Stefanie erfahren wollen: Das Buch mit vielen Illustrationen gibt es an der Rezeption im Hotel Stefanie zu kaufen. Weiteres lesen sie demnächst hier im Blog.
Titelbild: Gepäckaufkleber von 1935
Bilder Hl. Brigitta/Türkenbelagerung wikipedia.org (gemeinfrei)