Die Geschichte des Hotel Stefanie – Teil 7
Eine neue Ära beginnt. Das Haus unter der Regie der Familie Witzmann-Schick.
Im letzten Blogartikeln haben Sie einiges über das älteste Hotel Wiens, das Hotel Stefanie, seine Eigentümer und deren turbulente Geschichten von 1600 bis Ende des 19. Jahrhunderts erfahren. Nun wird es Zeit, dass aus dem Hotel „Weisse Rose“ das Hotel Stefanie wird. Mit diesem Wandel beginnt auch die Familiengeschichte des heutigen Eigentümers, der Familie Schick.
Das älteste Hotel Wiens erhält seinen heutigen Namen
Am 26. Juni 1888 übernimmt Carl Witzmann, der Urgroßvater des heutigen Gastgebers, die „Weisse Rose“. Bei der Suche nach einem neuen Namen für das Hotel, entschied er sich das Haus nach der Gattin des künftigen Thronfolgers zu benennen. Kronprinz Rudolf hatte im Jahr 1881 Prinzessin Stephanie von Belgien geheiratet. Nach der allseits bekannten Tragödie in Mayerling 1889 blieb Carl Witzmann bei seiner Entscheidung und gab später auch seiner 1896 geborenen Tochter den Namen Stefanie.
Mathilde Witzmann: Grand Dame mit Tatendrang
Nach dem Tod des Gatten 1911 übernimmt Mathilde Witzmann die Leitung des Hauses und erwirbt die Hotel-Konzession. In Bauplänen wird sie als „Hochwohlgeboren“ bezeichnet – eine Ehrenbezeugung, die besonderen HonoratiorInnen vorbehalten war. Sie führte das Hotel wohlbehalten durch den Ersten Weltkrieg und war, trotzdem sie 1926 die Führung an Ihre Tochter Stefanie übergeben hatte, bis zum Schluss in alle Belange des Hotels involviert.
Stefanie war mit Dr. Karl Schick verheiratet, einem Arzt, der keinen Bezug zum Hotelbetrieb besaß. Dennoch trat Stefanie Schick in die Fußstapfen der Mutter und erwarb die Konzession für das Hotel- und Gastgewerbe „mit Berechtigung für … Verabreichung von Speisen … Ausschank von Bier, Wein und Obstwein … Haltung erlaubter Spiele mit Ausnahme des Billardspieles … Fremdenbeherbergung…“
Stefanie Schick führt das Hotel durch Zerstörung und Krieg
Als in den letzten Kriegsmonaten des Zweiten Weltkrieges schwere Straßenkämpfe stattfanden und auch eine Bombe in das Haus einschlug, ließ Stefanie Schick das Hotel verbarrikadieren. Die Russen nahmen den 2. Bezirk ein und stellten Stefanie vor die Wahl: Entweder das Hotel wird beschlagnahmt oder als Herberge für russische Offiziere geöffnet. Die Familie Schick erhielt sogar für jeden russischen Offizier einen Schilling pro Nacht.
Um möglichst viele Soldaten unterzubringen, organisierte Stefanie zusammen mit ihrem Sohn Stockbetten und Spinde aus Kasernen, in denen zuvor deutsche Soldaten untergebracht waren. Ironischer Weise schliefen die Russen somit in Betten, mit der Aufschrift „Eigentum der deutschen Wehrmacht“.
Die Russen stellten keine großen Ansprüche, und hielten die Unterkunft Mangels Hotelpersonal selbst sauber. An einer Art „Rezeption“ gab es eine Ansprechperson und man stellte einen Heizer an, der im Winter die vielen Öfen vom Flur aus beheizte.
Der Grundstein für das Hotel Stefanie von heute wird gelegt.
Nach 10-jähriger Besatzungszeit, als 1955 der letzte Soldat das Hotel Stefanie verließ, kümmerte sich Dr. Stefan Schick zusammen mit seiner Mutter um den Wiederaufbau des Familienbetriebes. Im Zuge der umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde die Vorderfront des Hauses auf fünf Stockwerke ausgebaut. Alle neuen Zimmer wurden sofort mit eigenen Bädern ausgestattet und im Seitentrakt wurden viele Zimmer zusammengelegt: „Aus drei Zimmern ohne Bad entstanden dadurch zwei Räume mit Badezimmer.“
Wie Dr. Stefan Schick mit viel Weitblick das Hotel Stefanie in die heutige Zeit führte und somit auch den Grundstein für das Schick Hotels legte, erfahren Sie im nächsten Blog.
Wenn Sie die ganze Geschichte des ältesten Hotels von Wien lesen möchten: Das Buch ist an der Rezeption im Hotel Stefanie zu erwerben.