Zentralfriedhof Wien – einer der größten Friedhöfe Europas
„Er/Sie hat den 71er genommen“
Dieser Satz ist „typisch wienerisch“, und besagt, dass jemand verstorben ist und dass sich seine letzte Ruhestätte auf dem Zentralfriedhof befindet. Ein Naturjuwel und wenn man nicht allzu ängstlich dem Tod gegenüber steht eine herrliche Parkanlage die zum Spazieren gehen einlädt.
Als 6 jähriger nahm mich mein Opa an der Hand. Wir fuhren mit dem 71er bis zum Zentralfriedhof, besuchten dort das Grab von unseren verstorbenen Verwandten. Als Kind war es für mich sehr interessant, die Natur dort zu erkunden. Ich kann mich an die vielen Eichhörnchen erinnern, die unsere mitgebrachten Nüsse gerne aufnahmen. Sogar einen Dachs und einen Fuchs sah ich vorbei huschen, sowie, man höre und staune: Rehe! Diese habe ich damals im Gelände des Zentralfriedhofs mit Hilfe meines Opas erspäht. Man braucht aber viel Zeit und Geduld und sollte schon sehr zeitig am Morgen mit dem Ausflug beginnen. Die tierischen Bewohner des Zentralfriedhofs sind unter anderem: Rehe, Dachse, Turmfalken, Marder, Frösche, Feldhamster, viele Eichhörnchen, Mäuse, und viele weitere Vogelarten.
Zentralfriedhof
Einer der größten Friedhöfe Europas, mehr als 2km2 groß. Umfasst 330.000 Grabstellen und ca. 3 Millionen Toten. Neben den katholischen Teil, gibt es auch einen israelitischen, evangelischen und russisch-orthodoxen, sowie einer buddhistischen und islamisch – ägyptischen Abteilung. Aufgrund der vielen Ehrengräber und vieler Bauwerke im Jugendstil gehört der Friedhof zu den Sehenswürdigkeiten von Wien.
Anfahrt zum Friedhof: Die Staatsoper ist von allen Schick Hotels leicht erreichbar. Gegenüber der Hauptfront befindet sich die Straßenbahnstation, nehmen Sie dort die Linie 71 Richtung Zentralfriedhof 3. Tor, und fahren direkt bis zur Station „Zentralfriedhof, 2. Tor“, dem Haupttor.
Übrigens ist es aufgrund der großen Ausdehnung erlaubt, gegen eine Gebühr mit dem Privat PKW in den Friedhof hinein zu fahren. (Außer zu Allerheiligen). Auch gibt es eine eigene Autobus – Linie, die einen Rundkurs fährt innerhalb des Geländes.
„Draußen in Simmering“
Als die Wiener Kommunalfriedhöfe zu klein wurden, beschloss man im Jahr 1866 einen Großfriedhof zu gestalten.
Vielen Wienern war dies anfangs gar nicht so recht, denn damals lag der Friedhof ziemlich weit draußen und die Anreise war beschwerlich, der ausgewählte Platz war auch im Gemeinderat umstritten, jedoch setzte sich der damalige Bürgermeister Cajetan Felder durch und nach Ausschreibung erhielten Bluntschli und Jonas aus Frankfurt den Zuschlag zum Gestalten der Anlage. Nach nur 3 jähriger Bauzeit (1871 – 1874) war Wiens neue Totenstadt errichtet,
allerdings wurde ein kleiner Teil, da die anderen Friedhöfe zu klein wurden, schon vor 1874 genutzt.
Die Eröffnung stand kurz bevor, trotz starker Proteste aus katholischen Kreisen, da die Anlage auf Wunsch auch anderen Konfessionen offen stand. Diese konnten eigene Abteilungen erwerben. Wegen der Proteste weihte der damalige Wiener Kardinal Rauscher den Friedhof sehr früh am Morgen des 30.10.1874, somit ohne viel Aufsehen ein.
Ablehnung der Wiener
Die Wiener waren vom neuen Großfriedhof nicht so begeistert.
Der Friedhof war anfangs nicht sehr beliebt, karge Vegetation (heute kaum vorstellbar.). Eine lange Anfahrt – damals dauerte die Anreise vom heutigen dritten Bezirk bis zum Friedhof eine Stunde.
Ehrengräber
Um den Friedhof attraktiver zu machen, beschloss man im Wiener Gemeinderat 1881 die Errichtung einer Ehrengräberanlage. Dafür wurden die sterblichen Überreste von Prominenten von anderen Friedhöfen auf den Zentralfriedhof verlegt (zB. Beethoven, Schubert).Die Liste der Ehrengräber umfasst heutzutage ca. 1000 an der Zahl und liest sich wie ein Who ist Who der österreichischen Geschichte.
Problem Verkehr
Die Toten wurden per Pferdekutsche durch die Simmeringer Hauptstraße gebracht. Das schlug der dort wohnenden Bevölkerung aufs Gemüt, aufgrund der täglich hohen Anzahl der Fuhren. Im Winter blieben diese manchmal auch im Schnee stecken. In späteren Jahren wurden die Leichen dann per Straßenbahn transportiert.
„A schöne Leich“
In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts veranstaltete das Bürgertum, nach dem Vorbild der Adeligen prunkvolle Trauerfeiern und Begräbnisse. Auch heute noch, ist es Wiener Tradition bei verstorbenen bekannten Politikern oder Prominenten im Trauerzug mit zugehen, oder sich zu verabschieden. Manchmal sind mehr als 1000 Teilnehmer dabei.
Mittelpunkt der Anlage
Den Mittelpunkt der Anlage bildet die Karl Borromäus Kirche – auch Luegerkirche da in deren Gruftraum der Sarkophag vom Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger (1844 – 1910) steht. Ich finde die Kuppelkirche Karl Borromäus so beeindruckend, vor allem in ihren Details, dass mich das inspiriert hat, demnächst einen eigenen Blog Artikel über dieses Bauwerk zu gestalten. Vor der St. Borromäus Kirche wäre noch die dort davor liegende Präsidentengruft zu erwähnen, wo alle österreichischen Bundespräsidenten Ihre letzte Ruhestätte fanden.
Quellen:
https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Zentralfriedhof
https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Zentralfriedhof