Wien erleben
Wien-Blog der Schick Hotels & Restaurants
 

Vom Vorstadtfriedhof zur Parkanlage – St. Marx

Biedermeier Friedhof St. Marx

Biedermeierfriedhof St. Marx

Eingang zum Marxer Friedhof

Eingang zum Marxer Friedhof

Passend zur Herbstzeit habe ich den Friedhof St. Marx besucht. Ein unbekanntes Kleinod. Schon beim Eintritt vor dem Tor, beschleicht mich etwas Mystik und Spannung vor der als Parkanlage gepflegten Grünoase inmitten von Wien. Ich sehe durch das Tor, erblicke in eine gewisse ordentliche Unordnung: alte Grabsteine, teilweise verfallen, teilweise restauriert und gepflegt. Die Neugierde überwiegt und ich betrete das Areal.

Im 16. Jahrhundert gab es erste Bestrebungen, die Friedhöfe aus der damaligen Innenstadt von Wien in die Vorstädte zu verlegen. Deshalb wurden damals an 5 Standorten außerhalb der Stadtmauer von Wien Friedhöfe gegründet. Der St. Marxer Friedhof ist der einzig noch vollständig erhaltene Biedermeierfriedhof der Stadt. Man muss sich vorstellen, dass dies unter der damaligen Bevölkerung ein heiß umstrittenes Thema war, schließlich setzte sich Kaiser Joseph der II. per Verordnung durch und erschuf die Vorstadtfriedhöfe.

Aufbahrungshalle

Aufbahrungshalle

Die Wiener haben ein eigenes morbides Verhältnis zum Thema Tod. Große Veränderungen und Einschnitte wie z.B. Friedhofsstandorte wurden abgelehnt. Das war so bei den Vorstadtfriedhöfen und dann auch bei der Neueröffnung des Zentralfriedhofs und der gleichzeitigen Auflassung der Vorstadtfriedhöfe.

Wienerische Ausdrücke für „sterben“:

  • den Holzpyjama auziagn
  • aushuastn
  • de Bock aufstöhn
  • de Bodschn strecken
  • ohgrotzn
  • ohbangln
  • in Leffl ohgem
  • si di Eadöpfen von unt auschaun
  • den 71er nehmen (die Straßenbahnlinie, die zum Zentralfriedhof fährt)
  • ins Gras beißen
  • holt di der Kwi Kwi

Quelle https://www.kulturgeschichten.wien/ (Wienerische Ausdrücke)

Frieden in St. Marx

Frieden in St. Marx

Der St. Marxer Biedermeierfriedhof wurde 1784 eröffnet und 1874 geschlossen.
Vereinzelt fanden danach noch Begräbnisse statt. Heute ist es eine urige Parkanlage und Gedenkstätte. Die Pflanzen der Gedenkstätte sind von den Wiener Stadtgärtner (MA 42) naturnah gepflegt. Teilweise hat man den Eindruck, es wird einfach wild wachsend gelassen. Dies übt einen besonderen Reiz aus und sorgt bei nebeligem Wetter in Verbindung mit den Grabsteinen für einmalige Bilder.

Mozart Grab

Mozart Gedenkstätte

Mozart Gedenkstätte

1791 wurde Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Friedhof begraben. Damals war es üblich Tote in Schachtgräber, einfache Grabhügel, beizusetzen. Wenig später war der tatsächliche Begräbnisort nicht mehr feststellbar.
Der traditionelle Leichenzug begleitete Mozart damals durch die Innenstadt bis zum Stubentor, danach war es üblich, dass der Tote ohne Anhang weiter transportiert wurde. Am St. Marxer Friedhof wurde die Leiche noch in der Leichenhalle, im Haus, gleich beim Eingang für 48 Stunden aufgebahrt. Diese Frist wurde damals eingeführt, um keine Scheintoten vorzeitig zu beerdigen. 1859 wurde nach Zeugenaussagen die heutige Stelle als Grabdenkmal Mozarts errichtet, welche 1891, anlässlich des 100. Todestages, auf den Zentralfriedhof verlegt wurde. Der damalige Friedhofswärter Alexander Kugler errichtete an der verwaisten Stelle das bis heute unveränderte Grabmal.

Mein Eindruck vom Friedhof St. Marx

Wege durch den Friedhof

Wege durch den Friedhof

Beeindruckende grüne Insel im dritten Bezirk gelegen, etwas urig der Pflanzenwuchs, dadurch noch magischer und rätselhafter. Viele noch erhaltene Grabsteine, wobei man sich bei den Inschriften wirklich in die Jahre um 1800 versetzt fühlt. Es lohnt sich auf diesen Weg in die Geschichte einzutauchen.
Bei meinem Besuch war ich, außer einem Steinmetzmeister, der Grabsteine ausbesserte, der einzige Besucher, allerdings bei einladendem Sonnenschein. Beim Verlassen kamen dann doch mehr Besucher. Für mich übt der Gegensatz Altes/Modernes einen besonderen Reiz aus. Deshalb möchte ich auch noch erwähnen, dass an der östlichen Friedhofsmauer die Trasse von Österreichs meist befahrener Autobahn, der Südosttangente führt: Die Moderne mit der Geschichte verbunden, denn der vorbeiziehende Autoverkehr ist unüberhörbar.

St. Marxer Biedermeierfriedhof

Ruhe und Natur

Ruhe und Natur

Leberstraße 6-8, 1030 Wien
Öffnungszeiten:
April, Oktober: 07h00 – 17h00
Mai, September 07h00 – 18h00
Juni bis August 07h00 – 19h00
Nov. bis März 07h00 – Einbruch der Dunkelheit

Erreichbar von allen Schick Hotels: Straßenbahn Haltestelle gegenüber der Staatsoper Hauptfront, Linie 71 – St. Marx, dann über die Grasbergergasse und Leberstraße,
etwa 10 Minuten Fußweg zum ehemaligen Friedhof. Das Friedhofsgelände ist mit feinem Kiesel geschottert und leicht ansteigend.

 

Quellen:
https://www.wien.gv.at/umwelt/parks/anlagen/friedhof-st-marx.html,
https://de.wikipedia.org/wiki/Sankt_Marxer_Friedhof,
sowie die Stadtchronik Wien



Mehr zu